Zu Descartes:
  • Goclenius, Lex. Philos.
  • Suarez, Disp. Metaph. XXXIII 1
  • Chauvin, Lex. Philos.
  • J. Micraelius, Lex. Philos.
  • Descartes (1): Principia I, 51-54; AT VIII/1 24, 25
  • Descartes (2): Resp. IIae
  • Regulae AT X 449 und 381
  • Lettres de mai et juin 1643 à Elisabeth
  • A Morin AT II 367, 20
  • Gegen formae substantiales: AT III 497-520.
  • AT III 505,11-3: Quod planè repugnat ut sustantias aliqua de novo existat, nisi de novo à Deo creetur.
  • Med AT VII 45,7
  • 2. Meditation: Wachsbeispiel.
  • Med AT VII 161, 176, 236f.
  • AT VII 223,1-5.
  • Burman AT V 155
  • Spinoza: Ethik I D 3.
  • substantielle Formen.
  • (Hoffman über) Gueroult p. 107-18: substances can go out of existence only by annihilation.
  • Zwei oder drei Substanzen?
  • Substanzielle Attribute (Essenz)
  • substantial union: the product of the union is itself a substance.
  • Menschen keine Substanzen: Yandell.
  • Hoffmans Substanzbegriff.
  • Leib und Seele in Bezug auf den Mensch unvollständige Substanzen: AT III 460.
  • seltsame Substanzen: AT IV 349, VII 255, VIII 28 (Hoffman p. 348 fn. 22), Steine AT VII 44, Kleider AT VII 435, Hände AT VII 222 und 228.
  • res cogitans.
  • res extensa.

Notizen

  • Es gibt nur zwei Substanzen, entsprechend den Möglichkeiten, klare Begriffe zu haben. Der Mensch ist deshalb keine Substanz, weil sich das menschliche nicht mit klaren Begriffen beschreiben läßt. Leidenschaften, Sekundäre Qualitäten und Qualia sind geradezu Musterbeispiele unklarer Begriffe.
  • Umgekehrt ist etwas dann Substanz, wenn sich etwas klares und deutliches darüber wissen läßt, und das heißt: wenn es vollständig (clare) von allem anderem tennbar (distincte) ist.
  • cartesische Ontologie:
    1. eine teilbare Substanz (ausgedehnt; gleichwertig zu 'teilbar'),
    2. viele unteilbare Substanzen (denkend; gleuchwertig zu 'unteilbar').

Descartes

Erstes Vorkommen des Wortes in den Meditationen:

Nam proculdubio illae quae substantias mihi exhibent, majusaliquid sunt, atque, ut ita loquar, plus realitatis objectivae in secontinent,... (AT VII 40)

Definiert wird das Wort eher beiläufig als

...nam cum cogito lapidemesse substantiam, sive esse rem quae per se apta est existere, itemque meesse substantiam, ... (AT VII 44)

Schließlich gibt Descartes eine eigenständige Definition in Antwort auf die zweite Erwiderung:

Omnis res cui inest immediate, ut in subiecto, sive per quam existit aliquid quod percimus, hoc est aliqua proprietas, sive qualitas, sive attributum, cujus realis idea in nobis est, vocatur substantia (AT VII 161).

Der Definition geht die Unterscheidung zwischen objektiver und formaler Realität von Ideen voraus. Substanzen selbst sind nur der Träger eines attributives Sachgehaltes, von ihnen selbst haben wie streng genommen keine Idee, außer daß wir sie als diesen Träger voraussetzen müssen:

Neque enim ipsius substantiae praecise sumpta aliam habemus ideam, quam quod sit res, in qua formaliter vel eminenter existit illud aliquid quod percipimus, sive quod est objective in aliqua ex nostris ideis, quia naturali lumine notum est, nullum esse posse nihili reale attributum (AT VII 161).

Zur Erläuterung des Substanzbegriffs dient auch die Diskussion des Wachsbeispiels in der zweiten Meditation.Eine weitere Definition gibt Descartes dann in den Paragraphen I 51-54 der Principia.

De la Substance, Descartes a donné deux définitions en forme. Elles ne sont pas équivalentes. (J.-M. Beyssade, La Theorie Cartesienne de la Substance)

On peut même suggérer que, jusqu'aux développements que lui consacrent - enfin, pourrait-on dire - les par. 51-54 des Principia Philosophiae, Descartes n'a pas réussi à traiter de la substance (Jean Luc Marion, Suarez p. 109)

Der Unterschied besteht darin, daß die zweite Definition der Substanz eine solche Unabhängigkeit von allem anderen zugesteht, die nur noch Gott wirklich haben kann.

Per substantiam nihil aliud intelligere possumus, quam rem quae ita existit, ut nulla alia re indigeat ad existendum. Et quidem substantia quae nulla plane re indigeat, unica tantum potest intelligi, nempe Deus (AT VIII 24, Vgl. Suarez, Husserl, Ideen I, #49).

(Vgl. Jean Luc Marion, Heidegger et Descartes, p. 72.)

L'idée de substance impliquerait l'infinité;et, même appliquée à une substance finie comme nous-mêmes, elle serait toujours en nous déjà idée d'une substance infinie (Beyssade p. 61)

Hierzu AT V 355,22; AT III 191. Vgl. auch Thomas, sth Ia 12,4,c:

Solius autem Dei proprius modus essendi est ut sit suum esse subsistenz

sth Ia 44,1,c:

Ostensum est (...) quod Deus est ipsum esse per se subsistens; et iterum ostensum est (...) quod esse subsistens non potest esse nisi unum

Beyssade resümiert drei wesentliche Merkmale der cartesischen Substanz:

  1. per se solum: Fähigkeit, für sich zu bestehen.
  2. Die Charakterisierbarkeit durch eine und nur eine Eigenschaft allein.
  3. (nur im Falle Gottes) die Fähigkeit, sich selbst zu erschaffen und erhalten.

Erkennbarkeit

In Regula VI schlägt Descartes vor, die Dinge nicht nach ihrem 'Sein', sondern gemäß ihrer Erkennbarkeit einzuteilen:

monet enim res omnes per quasdam series posse disponi, non quidem in quantum ad aliquid genus entis referuntur, sicut illas Philosophi in categorias suas diviserunt, sed in quantum unae ex alijs cognosci possunt, ita ut, quoties aliqua difficultas occurrit, statim advertere possimus, utrm profuturum sit aliquas alias prius, et quasnam, et quo ordine perlustrare (AT X 381)

Dies hat unmittelbar zur Folge, daß Descartes auch die Aristotelische Kategorie der 'primary ousia' in Frage stellt:

...il va de soi qu'éliminer les catégories impose d'éliminer aussi l'usage du concept de substance (Marion, Suarez p. 109; Vgl J.-L- Marion, Sur l'Ontologie Grise de Descartes, Paris 1975 par. 12-14)

Allerdings muß folgendes in Betracht bleiben: Descartes kann über die denkende Substanz unabhängig von allem anderen wissen, daß sie denkt. Sie ist damit erkennbar von allem anderen unterschieden. Daher kann Descartes eine denkende Substanz von allen anderen Substanzen getrennt annehmen. Das Denken wiederum übernimmt aber selbst Merkmale der Substanz. Es ist nur Eigenschaft der Substanz, insofern es die Möglichkeit der verschiedenen konkreten Denkakte anzeigt. Die denkende Substanz kann etwa zweifeln, wollen, empfinden etc. Diese Modi der denkenden Substanz sind Realisierungen der substanziellen Eingenschaft, denken zu können, und sie sind selbst keine Essenzen, sondern Modi der Cogitatio. Wesentlich ist der Cogitatio also nur die Möglichkeit zum Denken, und diese Möglichkeit ist auch nur durch ihre Modi erkennbar. In diesem Sinne trägt das Attribut Cogitare selbst Züge einer Substanz.
Außerdem heißt zweifeln, wollen, empfinden etc. immer: etwas bezweifeln, wollen, etc. Man muß also drei Momente unterscheiden: den Inhalt des Denkens (realitas objectiva), die Form des Denkens (zweifeln etc.) und die Denkmöglichkeit als Dimension der Substanz (Mens).

Ähnliches gilt für die ausgedehnte Substanz: auch hier übernehmen basale Eigenschaften wie Ausgedehntheit die Funktion der Substanz als qua solche unerkennbare. Auch Ausdehnung ist nur an einem so-und-so Ausgedehnten erkennbar.

Das Seltsame an Descartes' Substanzbegriff ist, daß sie nur in einem a priori besteht, das aber bei Descartes für die res cogitans mit der 'géometrie naturelle' zusammenfällt. Die Substanz gibt sich nicht als das, was sie ist, sondern indirekt. Wir kennen die Mathematik und lassen die ausgedehnte Substanz durch sie bestimmt sein. Was die SUbstanz des Ego sei, bleibt so vollständig außer Frage, da wir sie nur durch das Denken erfassen können, und sie selbst im Denken besteht. Wir denken aber je schon. Mit Descartes' substantielle Attribute Denken und AUsdehnung sind EIgenschaften in den Rang einer Essenz gehoben, die eigentliche Unbekanntheit der Substanz wird dadurch verstellt. Descartes versämt es hier, die ontologische Differenz zu ziehen (Heidegger).

Mit Kant gesprochen: Es geht ja vielleicht an, daß das Ding an sich ein Gedankenkonstrukt ist, aber muß man nicht fragen können, was diese Konstrukte denkt, ohne wieder dieselbe Antwort zu bekommen? Das Denken kann doch nicht dadurch zu einem Träger gelangen, daß es einen erdenkt.

Or qu'est-ce que c'est la substantialité? c'est le fait d'être un sujet, un subjectum, au lieu d'appartenir à un sujet, dans la tradition scolastique que descartes utilise et détourne. L'homme ets donc un sujet qui ne peut se nommer, qui ne peut se poser comme tel. Il est le sujet qui ne peut se subjecter (Nancy p. 154).

P. Hispanus, Syncategoreumata

Tract. I De Compositione:

omne ergo nomen significat substantiam cum qualitate (...) quando unum est ratio intelligendi alterum

Einteilung der compositio

  • Worte:
    • qualitas + substantia (nomen)
    • actus + substantia
      • actus uniti (ut in participio)
      • actus distantis (ut in verbo)

  • Verbindung zu einem Satz, wie in Tract II De Negatione deutlich wird.

Jedes Wort verbindet also bereits Gehalte mit Substanzen, ob behauptend oder nicht.


 
 
 
 
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